News 2023

Newsarchiv

10. Dezember 2023

© Foto: Jens Wegner

 

Theaterperformance „Wohin mit Winnetou?“ auf Brandenburg-Tour

Nach der erfolgreichen Premiere im August und zwei weiteren Aufführungen im ARTrium Schönhagen geht die von der Phronesis Diskurswerkstatt produzierte Theaterperformance „Wohin mit Winnetou? Oder der edle Wilde in unserem Wohnzimmer“ auf Brandenburg-Tour. Der zuweilen ziemlich ernste, meist aber urkomische Vater-Tochter-Dialog über kulturelle Aneignung, Rassismus, die Geschichte des Kolonialismus und was das alles mit Karl May zu tun hat, wird im Dezember nochmals an verschiedenen Orten in Brandenburg aufgeführt. Das Stück in der Regie von Stefan Jürgens und mit Melissa Anna Schmidt und Martin Luding in den Hauptrollen wird zunächst in Prenzlau, Wittstock und Rathenow zu sehen sein.

Aktuelle Tourdaten: 

11.12.2023, 19 Uhr, Prenzlau: Kultur- und Plenarsaal des Landkreises Uckermark

12.12.2023, 19 Uhr, Wittstock: Festsaal zur Eiche

13.12.2023, 19 Uhr, Rathenow: Aula der Grundschule Weinberg

25. August 2023

Modedesignerin und Ex-DDR-Model Grit Seymore beim Sommerkino in Schönhagen

Grit Seymour © Sophiia Nenchyna

Die Modedesignerin Grit Seymour ist in der DDR aufgewachsen. Wegen ihres Engagements in der Friedensbewegung und für die Initiative „Schwerter zu Pflugscharen“ sollte sie sich in den 80er-Jahren in der Produktion bewähren und musste in einen Betrieb für Jugendbekleidung arbeiten und rutschte dadurch unverhofft in die Modefamilie der DDR. Am vergangenen Freitag war sie zu Gast bei der Phronesis Diskurswerkstatt zur Vorführung des Films „In einem Land, das es nicht mehr gibt“ im ARTrium Schönhagen. Ein Film über die Modebranche der DDR und zugleich ein Film über die Geschichte von Grit Seymour und von Regisseurin Aelrun Götte. Beide gehörten zu den wenigen Models in der DDR. Seymour erzählte von einer eingeschworenen Gemeinschaft, die anders war und sich nach Freiheit sehnte. Aelrun Göttes Film ist eine Hymne auf Freiheit und Selbstbestimmung. 

Grit Seymour mit Inka Thunecke (r). © Sophiia Nenchyna

23. August 2023

Friederike Haase mit Inka Thunecke (l). © Staatskanzlei Brandenburg

 

Staatsekretärin zu Gast bei der Phronesis Diskurswerkstatt

Die für Regionalentwicklung zuständige Staatssekretärin der Brandenburger Landesregierung, Friederike Haase, war am 23. August zu Gast bei der Phronesis Diskurswerkstatt. Haase informierte sich in einem anderthalbstündigen Gespräch über den Fortgang des Projektes ARTrium Schönhagen und über die wenige Tage zuvor stattgefundene Premiere des Theaterstückes „Wohin mit Winnetou? Der edle Wilde in unserem Wohnzimmer“. Das ARTrium ist ein Vierseithof, in dessen Scheune derzeit ein neuer Theaterort entsteht. Das Projekt wird von der Staatskanzlei mit 150.000 Euro gefördert.                                                            

22. August 2023

Anne Rabe in Rathenow. © Bettina Herrmann

Anne Rabe auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2023

Die Dramatikerin und Essayistin Anne Rabe hat Chancen auf den Deutschen Buchpreis 2023. Mit ihrem Romandebüt „Die Möglichkeit von Glück“ wurde sie am 22. August vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels für die Longlist der diesjährigen 20 Anwärterinnen und Anwärter auf den Preis ausgewählt. Anne Rabe ist derzeit häufiger bei der Phronesis Diskurswerkstatt zu Gast – zuletzt in der Stadtbibliothek Rathenow und in der Buchhandlung Pritzwalk. Ihr Roman über das Schweigen der Elterngeneration über deren Verstrickungen in das DDR-System sorgte regelmäßig für intensive Diskussionen. Am 12. Oktober liest sie im Haus am Anger in Falkensee.

Anne Rabe mit Inka Thunecke (r). © Bettina Herrmann

20. August 2023

Melissa Anna Schmidt und Martin Luding
©Jens Wegner

Melissa Anna Schmidt, © Jens Wegner

Martin Luding, ©Jens Wegner

 

Theaterpremiere
im ARTrium Schönhagen:
Wohin mit Winnetou?

Volles Haus bei der Premiere der Theaterperformance im ARTrium Schönhagen. Gespielt wurde das in Schönhagen produzierte Stück „Wohin mit Winnetou? Der edle Wilde in unserem Wohnzimmer“. Soll der in die Jahre gekommene Schauspieler (Martin Luding) ernsthaft die Hauptrolle bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg annehmen? Oder hat seine Tochter (Melissa Anna Schmidt) doch recht, dass er damit die amerikanischen Ureinwohner missachten und beleidigen würde? Ein rasanter Vater-Tochter-Dialog über Cancel-Culture, kulturelle Aneignung, die Geschichte des Kolonialismus und Rassismus in der Literatur. Und über Karl May. 
Die von Stefan Jürgens inszenierte Performance im neuen Schönhagener Theater provozierte beim Publikum nach der Vorstellung rege Diskussionen über Rücksicht im Sprachgebrauch, die Anerkennung anderer Kulturen und die Gewaltgeschichte der europäischen Zivilisation. Am 17. September wird das Stück erneut in Schönhagen gespielt. Anschließend geht es auf Tournee.

Wohin mit Winnetou? Der edle Wilde in unserem Wohnzimmer. 
Regie: Stefan Jürgens
Schauspiel: Melissa Anna Schmidt, Martin Luding
Dramaturgie: Inka Thunecke, Mathias Richter

17. Juni 2023

Christian Berkel mit „Ada“ in der Stadtbibliothek Luckenwalde

Christian Berkel

Wenn der Dialog abbricht führt das zur Radikalisierung. Christian Berkel ist überzeugt, dass die mangelnde Gesprächsbereitschaft der Elterngeneration in der Bundesrepublik der 60er-Jahre ein Grund dafür war, dass ein Teil der revoltierenden Jugend in den Terrorismus abdriftete. „Und ich sehe heutzutage eine ähnliche Gefahr bei den Klimaprotesten der Letzten Generation“, so Berkel. Der Schauspieler und Romanautor war auf Einladung der Phronesis Diskurswerkstatt am 17. Juni zu Gast in der Stadtbibliothek Luckenwalde und las im ausverkauften Bahnhofsaal der Bibliothek aus seinem Roman „Ada“. Im Gespräch mit Moderator Mathias Richter kritisierte er, dass die berechtigten Ängste der Jugendlichen vor den Konsequenzen des Klimawandels nicht wirklich ernst genommen würden.

„Ada“ ist der zweite Teil seiner auf drei Bände angelegten, autofiktionalen deutschen Familiengeschichte. In „Der Apfelbaum“, dem ersten Teil, geht es um die 20er-Jahre, die Nazi-Zeit und den Zweiten Weltkrieg. In „Ada“ erzählt Berkel die Geschichte einer Frau, die als kleines Kind in Argentinien aufgewachsen ist, wohin sie mit ihrer jüdischen Mutter kurz vor Kriegsende geflohen war und in den 50er-Jahren nach Deutschland zurückkehrt. Es ist die Geschichte einer Jugend, deren Eltern, ob Täter, Mitläufer oder Opfer während der Nazi-Zeit, über ihre Vergangenheit beharrlich schwiegen. Berkel zeichnet ein prägnantes Sittengemälde der autoritär geprägten westdeutschen Nachkriegszeit. Er erzählt vom jugendlichen Aufbegehren und der gleichzeitigen Suche nach Identität – und nimmt den Leser mit auf eine Reise von Buenos Aires über die Studentenbewegungen der 60e-Jahre von Berlin und Paris bis nach Woodstock.

Worum es im dritten Teil gehen wird, wollte er allerdings noch nicht verraten. Nur so viel: Die Geschichte wird im vereinten Deutschland nach dem Fall der Berliner Mauer spielen.  

Im Gespräch: Christian Berkel und Mathias Richter.

3. Mai 2023

Ingo Schulze

 

Ingo Schulzes „rechtschaffene Mörder“ in Rathenow

Wer schreibt die Geschichten und wer bestimmt darüber, was daran die Wahrheit ist. In dem jüngsten Roman „Die rechtschaffenen Mörder“ von Ingo Schulze geht es genau darum. Am 3. Mai diskutierte er mit Inka Thunecke darüber in der Stadtbibliothek Rathenow.  Schulzes Roman handelt davon, wie der Dresdner Antiquar und Bücherliebhaber Norbert Paulini zum Reaktionär wird. Oder wird er eher zum Revoluzzer? Jedenfalls wird der ehemalige DDR-Bürger beschuldigt, viele Jahre nach der deutschen Einheit an ausländerfeindlichen Ausschreitungen beteiligt zu sein. Schulze erzählt die Geschichte aus drei Perspektiven, aus derjenigen Paulinis, aus der Perspektive des fiktiven Schriftstellers Schultze und aus der Sicht von dessen Verlegerin. Sie alle reden über dieselbe Geschichte und trotzdem stellt sie sich unterschiedlich dar. Wo helfen unterschiedliche Blickwinkel, sich der Wahrheit anzunähern? Und wo überschreiten sie die Grenze ins Reich der Fake News. Literatur kann dabei helfen, den Raum der Wahrheit abzuschreiten, findet Ingo Schulze.

 

Ingo Schulze im Gespräch mit Inka Thunecke (r.)

19. April 2023

Paul Brodowsky
mit “Väter” in der Stadtbibliothek Rathnow

Paul Brodowsky erzählt auf besondere Weise von einem Jahrhundert deutscher Geschichte. Am 19. April las er auf Einladung der Phronesis Diskurswerkstatt in der Stadtbibliothek Rathenow aus seinem Roman “Väter”. In dem autobiografisch geschriebenen Buch geht es um Männerrollen, wie sich autoritäre Strukturen in die jeweilige Familiengeschichte einschreiben und bis in die Gegenwart weiterwirken. Der autofiktionale Roman verdichtet die Zeitstänge der Erzählung in der Person des Ich-Erzählers, dessen Erinnerungen, Recherchen und Lebensalltag unsere Verwobenheit mit der Vergangenheit vor Augen führt.

Brodowsky las drei Passagen aus seinem Roman: Sie drehten sich um eine Kindheiterfahrung mit dem strengen Vater, um eine Reise mit den Eltern nach Polen in deren Vergangenheit vor und während es Zweiten Weltkrieges und eine Episolde über den Alltag des Ich-Erzählers als Vater mit zwei Kindern.

In der von Inka Thunecke moderierten Diskussion berichteten zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer von ihren KIndheitserfahrungen und bemängelten eine fehlende Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus in den Familien.

Paul Brodowsky in Rathenow.

Im Gespräch: Paul Brodowsky und Inka Thunecke.

18. März 2023

Daniel Schulz

 

Daniel Schulz in der
Fontane-Buchhandlung in Neuruppin

Daniel Schulz war am 18. März bei der Phronesis Diskurswerkstatt zu Gast. Der Taz-Journalist las in der Fontane-Buchhandlung in Neuruppin aus seinem im vergangenen Jahr erschienen Buch “Wir waren wie Brüder”.

Der autobiografisch gefärbte Roman enstand auf der Gundlage eines gleichnamigen Essays, für den Schulz 2019 mit dem renomierten Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet wurde. “Wir waren wie Brüder” handelt von einer Jugend in den 90er-Jahren in einem kleinen Dorf im Havelland. Es war die Zeit der sogenannten Baseballschlägerjahre, in denen rechtsradikale Glatzen die Jugendkultur dominierten. Schulz erzählt von dem Spirit dieser Jahre, von dem Leben eines Jugendlichen innerhalb einer Gewaltkultur zwischen permanenter Angst und unterwürfiger Anpassung.

Im Gespräch mit Moderator Mathias Richter machte der gelernte Politikwissenschaftler deutlich, wie fließend die Übergänge zwischen üblichem Aufbegehren im jugendlichen Alter und rechtsradikalen Einstellungen in dieser Zeit waren - und wie weit der Schatten dieser Jahre in die Gegenwart reicht.

 

Daniel Schulz im Gespräch mit Mathias Richter (r.)